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Ein Blick in die aufgeschlagene Akte. Zu sehen sind mehrere Berichte aus verschiedenenen Städten der DDR. Die Seiten zeigen Spuren von Rissen.

Stimmungsberichte aus dem Winter 1989

Als Schaltstelle innerhalb der Staatssicherheit fertigte die Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) unter anderem regelmäßige Berichte an die Partei- und Staatsführung sowie die Führungselite der Stasi an. Dafür erhielt sie aus verschiedenen Diensteinheiten der Geheimpolizei ständig kurze Zusammenfassungen und Rapporte.

Die vorliegende Akte enthält kurze Zusammenfassungen des Zentralen Operativstabs zu Demonstrationen in verschiedenen Orten der DDR in den letzten Tagen des Novembers und den ersten des Dezembers 1989.

Die Berichte zeigen die Kreativität und Vehemenz der Proteste gegen die einstmals mächtige DDR-Geheimpolizei, die inzwischen in Amt für Nationale Sicherheit umbenannt worden war. Gleichzeitig belegt die Akte, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stasi bis zuletzt versuchten, im Land den Überblick und die Kontrolle zu behalten. Das letzte Dokument der Akte ist auf den 4. Dezember 1989 datiert.

An diesem Tag begannen Bürgerinnen und Bürger überall in der DDR die Kontrolle über die Dienststellen der Stasi zu übernehmen. Sie beendeten damit die voranschreitende Aktenvernichtung in den Bezirken der DDR.

Die Berichtsakte selbst wurde kurze Zeit später ebenfalls zerrissen. Sie konnte aber durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stasi-Unterlagen-Archivs wieder zusammengefügt werden. Sie zeugt dadurch sowohl von den Protesten, die die Stasi zu Fall brachten, als auch vom Versuch der Geheimpolizei die Beweise ihres Tuns zu vernichten.

Ein grauer Aktendeckel mit einem weißen Aufkleber. Darauf steht die Signatur der Akte MfS, ZAIG, Nr. 41381.